14 KÜNSTLER:INNEN DES BBK MARBURG-MITTELHESSEN AM RUDOLPHSPLATZ
PLATZIERUNGEN
Rudolphsplatz, 35037 Marburg
Ausstellung
23. September – 22. Oktober 2023
Der Rudolphsplatz hat als zentraler Knotenpunkt eine herausragende Bedeutung für die Marburger Verkehrsstruktur.
Auf seiner zweiten, dem Straßenverkehr abgewandten Ebene wird der Platz mehr und mehr zum Lebensraum.
Die beteiligten Kunstschaffenden laden Sie ein, mit ihnen einen persönlichen und ungewohnten Blick auf die Grenzen und Chancen dieses Ortes zu werfen.
Finissage: Samstag, 21.10.2023, 18.00 Uhr
Beteiligte Künstlerinnen und Künstler:
SIGRUN BENNEMANN · MARTIN BLANKENHAGEN · TOBIAS FUNK · ELIZAVETA GISCHLER · FRAUKE HUBAL · SIMON KNEIP · VOLKER KUSTERER · REINER PACKEISER · MARIA POHLAND · VOLKER SCHÖNHALS · MAGGIE THIEME · GERDA WAHA · ERHARD WASCHKE · XIN ZHENG
Presse:
Ein Ort - 14 Positionen
„Platzierungen“ am Rudolphsplatz
Der Rudolphsplatz hat als zentraler Knotenpunkt eine herausragende Bedeutung für die Marburger Verkehrsstruktur. Auf seiner zweiten, dem Straßenverkehr abgewandten Ebene, wird der Platz mehr und mehr zum Lebensraum. Auf Einladung der Stadt und des Fachdienstes Kultur lassen sich vierzehn Künstlerinnen und Künstler des BBK Marburg-Mittelhessen (Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler) in der Zeit vom 23.9. bis 22.10. von der Besonderheit des Rudolphsplatzes inspirieren und zeigen ihre Interpretation und Assoziationen, ohne sich thematisch auf den Ort zu beschränken.
So wie der Platz selbst nicht mit einem Blick zu erfassen ist, zeigt sich auch das Spektrum der vorgestellten Arbeiten vielfältig. Der betongrauen Tristesse stellt Elizaveta Gischler ihre hinterleuchteten Zeichnungen „Ansichten der Stadt“ entgegen. Mit Licht präsentiert auch Erhard Waschke in der Passage des Rudolphsplatzes seine Utopien zur architektonischen Aufwertung des Ensembles.
In direkter Nachbarschaft thematisiert Volker Kusterer mit seinen fotografischen Mehrfachbelichtungen die zentrale Position des Ortes auch für die Vielschichtigkeit der unterschiedlichen Marburger Lebenswelten („Hood“).
Mit der „Säule der Begegnung“ verwandelt Frauke Hubal einen der massiven brutalistischen Pfeiler durch die Anbringung von figürlichen Reliefs in ein Werk, das zum Betasten und Begreifen einlädt. Vom Rudolphsplatz als Ort der Begegnung erzählt auch Simon Kneip mit „Wanderlust“, einem großen Wandbild archaischer Symbolik, das in seinem farblichen Duktus mit der direkt darüber zu sehenden Arbeit korrespondiert: Mit einer goldenen Folierung rückt Volker Schönhals das vielleicht dominanteste Objekt des Rudolphsplatzes in seiner scheinbaren Eindeutigkeit in die Wahrnehmung des vorbeihastenden Verkehrs: die Uhr, die ihn in ihrer Formensprache fasziniert, in ihrer Unzuverlässigkeit jedoch erheitert.
Ernst erinnert Reiner Packeiser mit seinem gegenüber installierten Fries aus fragilen, aber dennoch kraftvollen Graphitzeichnungen und einer Website an die dunklen Momente der deutschen Geschichte: Die Installation „Spuren 1933 bis 1945 - Nachbarschaften“ hinterfragt Erzählungen in deutschen Familiengeschichten auch in Bezug auf den Rudolphsplatz. Einen hoffnungsvollen Blick in die Zukunft wagen Xin Zheng und Martin Blankenhagen, wenn sie im Nachhall der Coronapandemie in ihrer Performance „Zeit und Zeichen“ die Besucher auf ausgemusterten Trennwänden skizziert und er dies musikalisch begleitet. Mit „Geb der Natur die Blumen zurück“ und „Lotos Corb“ weisen zudem beide auf die zunehmende Vermüllung hin, in der Hoffnung, dass „wo das Schöne steht, das Nichtgebrauchte verschwindet“.
Achtsamkeit fordert auch Gerda Waha mit „Dein Freund der Baum - schätze ihn“ durch das Lichtspiel auf den mit Goldfolie befüllten transparenten Röhren und lenkt damit den Blick auf das scheinbar so normale, alltägliche Grün, das wir schon bald vermissen werden. Eine andere, oft vergessene Seite der Natur thematisiert Sigrun Bennemann, wenn sie mit ihrer Installation „Lahnkrokodile“ an das Archaische und Brachiale der Natur erinnert, der die Menschen so ohnmächtig gegenüber stehen. „Das Geheimnis der wachsenden Erkenntnis“ ergründet Tobias Funk mit seiner Eröffnungsperformance und nimmt die Besucher mit auf die Reise in das Innere eines gebrochenen Individuums. Mit seiner Installation „Beschwörung der Bestie“ räumt er ein, dass diese innere Begegnung zwar oft schmerzhaft ist, aber dennoch ein Weg zu demütiger Erkenntnis sein kann. Ähnlich arbeitet auch Maggie Thieme, wenn sie mit ihren in den Bäumen präsentierten „Wildwuchernden Fragen“ zu - hoffentlich konstruktiven - Selbstgesprächen auffordert. Im Zentrum des Platzes nimmt sich Maria Pohland des Steinensembles an, das vor einem halben Jahrhundert als Brunnen errichtet wurde und nun durch eine neue, farbliche Gestaltung daran erinnern soll, dass nicht nur Wasser eine erfrischende Quelle sein kann.
Die Ausstellung wird am Samstag, 23.9. um 18 Uhr, mit Performances und Live-Musik eröffnet. Nach der Begrüßung durch OB Spies wird Volker Bunte, Kunsthistoriker aus Gießen, fachlich in die Ausstellung einführen. Eine Finissage am Samstag 21.10. um 18.00 wird die Ausstellung beenden.
(BBK Marburg-Mittelhessen, Express 38/2023)